Gin Verkostung: Clitoria Gin aus der Brennerei Stocker

Gerade gibt es in den Medien die Meldung, dass ein namhafter Discounter ab Herbst einen neuartigen Gin anbieten will, dessen hervorstechende und besondere Eigenschaft sein soll, dass er im Zusammenspiel mit Tonic Water die Farbe wechselt. Was einige der Artikel und vor allem der darunter kommentierenden Personen im Web hierbei übersehen, ist die Tatsache, dass es das schon längst mehrfach gibt – und dass man dafür auch nicht nach Schottland ziehen muss, wo der Discounter seinen Spezial-Gin ab Herbst verkaufen wird.

Denn einer dieser Gins ist „Clitoria“ aus dem Hause Stocker, das dem einen oder anderen vielleicht schon geläufig ist durch deren ersten Gin mit dem schlichten Namen „Stocker's Tschin“. Die kleine, im Familienbetrieb in der dritten Generation geführte Brennerei aus dem bayrischen Landkreis Rosenheim ist in erster Linie auf Obstbrände, Geiste und Liköre aus heimischem Obst spezialisiert, bietet aber eben auch diese beiden Gins an, wobei der Clitoria eine Variation des Stocker's Tschin ist und nichts komplett anderes, sie unterscheiden sich nur durch wenige Botanicals – und durch die besondere Optik des Clitoria.

Diesen Clitoria Gin habe ich mir nun etwas genauer angeschaut. Er kommt in einer schlichten, durchsichtigen Glasflasche daher, die gleich die große Besonderheit des Gins und den Unterschied zum normalen Stocker’s Tschin enthüllt: die Farbe! Während es sich bei den allermeisten Gins ja um eine klare Flüssigkeit handelt, ist der Clitoria satt türkisblau. Diese Farbe erhält der Gin durch die Blüte der Schmetterlingserbse, lateinisch "Clitoria Ternatea", was auch den Namen des Gins erklärt (also nicht, was manch pubertärer Geist zuerst gedacht hat!). Laut Homepage der Brennerei entsteht die Farbe allein durch die Mazeration der Blüten, es werden keine künstlichen Farbstoffe beigemischt.

Im Nosing ist der Gin zuerst relativ blumig-kräuterig, mit etwas Konzentration erriecht man Lavendel, aber vor allem eine deutliche Zitrusnote. Auch der Wacholder ist spürbar, denn wider Erwarten handelt es sich beim Clitoria trotz der Spielerei mit der Farbe um einen Dry Gin.

Als nächstes folgt das Tasting, bei mir zuerst immer pur, ohne alles, also auch nicht auf Eis. Der Clitoria zeigt sich hierbei recht mild, die bereits erschnupperten Bestandteile finden sich wieder, zusätzlich meine ich noch Koriander herauszuschmecken. Wacholder und Zitrus bleiben aber vorherrschend, mit einem ganz leichten Beigeschmack von Lavendel. Positiv zu vermerken ist, dass ich keine alkoholische Schärfe spüren konnte, er ist sehr schön weich auf der Zunge. Mir fehlt ein bisschen eine Besonderheit im Geschmack, es sticht nichts hervor, sondern alles zusammen ergibt einfach eine gute, runde Kombination. Absolut begeistern kann er mich daher pur nicht, das ist aber wirklich Kritik auf hohem Niveau, denn es gibt nur sehr wenige Gins, die mir pur tatsächlich zusagen.

Nun also zum Gin Tonic: ich probiere neue Gins fast immer mit Fever-Tree Indian, um einen gewissen Vergleichswert zu haben. Das Indian mit dem Clitoria ergibt eine gute Mischung, wobei man das Einschenken des Tonic Water unbedingt besonders zelebrieren sollte, denn hier passiert der wundersame Farbwechsel von türkis-blau zu hell-lila. Das ist natürlich schon ein Hingucker und entlockt den Zuschauern staunende Kommentare. Geschmacklich ergibt es nun aber einen einfachen, klassischen Gin Tonic ohne weitere große Schnörkel. Ich habe den Clitoria noch mit Mediterranean Tonic probiert und obwohl ich hier oft skeptisch bin, da dieses Tonic ja auch manchen Gin zu sehr übertüncht, hat mir die Kombination hier sehr gut gefallen, sogar noch besser als mit dem Indian, da sich hier eine sehr angenehme weiche wacholdrig-fruchtige Mischung ergibt.

Mein Fazit: ein schöner, geschmacklich ausgewogener klassischer Dry Gin, der durch seine optische Besonderheit aus der Masse hervorsticht und so eine tolle Bereicherung für jede Ginsammlung darstellt!

Daniela ist vor einigen Jahren auf den Gin gekommen und war schnell von der riesigen Vielfalt fasziniert. Ihre private Sammlung wurde schnell immer größer und umfasst mittlerweile mehrere hundert Ginsorten. Die Wunschliste wird dabei aber nicht kürzer, sondern immer länger!
Um auch andere an ihren Trinkfreuden teilhaben zu lassen, bloggt sie auf Ihrem Blog und auf wacholder-express.de über ihre guten und weniger guten Gin-Erfahrungen.

 

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